Kann ein satter Geldgewinn wie bei der SKL-Millionen-Show wirklich glücklich machen? Beachtet man ein paar Regeln, können materielle Dinge tatsächlich auch unser Glücksempfinden beeinflussen, weiß Glücksexpertin Kerstin Taubenheim. Glück kann man kaufen! Wer einen solchen Satz sagt, steht schnell im Verdacht, zutiefst materialistisch zu sein. Jemand, der aufs Geld fixiert ist, ihm stets hinterher jagt und keine Ahnung von den wahren Schätzen des Lebens hat. Aber ist das wirklich so? Kann man Glück am Ende nicht doch kaufen?
Diese Frage beschäftigt ganz besonders die 20 Kandidaten der SKL-Millionen-Show: Denn einer von ihnen wird am 29. April in Köln eine Million Euro gewinnen. Wer auch immer das sein wird, er oder sie kann sich berechtigte Hoffnung machen, dann das große Glück zu finden. Denn: „Es gibt durchaus einen Zusammenhang zwischen Geld und Glück“, meint zumindest Kerstin Taubenheim. „Wenn man nämlich die Dinge, die man sich kauft, zu schätzen weiß, sich lange daran erfreut und dankbar dafür ist“.
Frau Taubenheim kennt sich aus in der Materie: Die studierte Pädagogin betreibt in Berlin die Glücksschule und hält Seminare und Vorträge zu diesem Thema. Glück ist erlernbar, darüber ist sich die Glücksforschung, eine mittlerweile anerkannte Wissenschaft, einig. „Wer in der Lage ist, Momente des Glücks zu erleben, wird merken, dass sich das positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirkt“, sagt die Berlinerin.
Was sie noch über diesen Zustand, nach dem alle streben, zu berichten weiß und wie man ihn erlernen kann, verrät sie im Interview.
Wie definieren Sie als Profi den Begriff Glück?
Wissenschaftlich wird Glück oft als Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und Lebensqualität bezeichnet. In meiner jahrelangen Tätigkeit als Glücksexpertin bin ich mir sicher: Es ist eine positive Lebenseinstellung. Diese geht einher mit überwiegend positiven Gedanken, die wiederum ein Mehr an positiven Emotionen ausmachen. Mehr positive Gefühle verhelfen zu einer positiveren Gesundheit, die wiederum die Lebensqualität erhöht.
Sie betreiben eine Glücksschule in Berlin und sagen, dass man Glück erlernen kann. Wie bringen Sie das den Menschen genau bei?
Die Einstellung der Menschen hängt von der Beschaffenheit der Gedanken ab, die sie täglich denken. Wenn diese nur zur Hälfte negativ ausfällt, ist das für die Psyche stark belastend. Ein psychisch gesunder Mensch hat – im Verhältnis – zwei positive zu einem negativen Gedanken. In meinen Seminaren arbeiten wir daran, dieses Verhältnis wieder herzustellen. So lernen die Teilnehmer positive Momente wahrzunehmen und zu schätzen.
Wie machen Sie das konkret?
Übungen zur Meditation sind obligatorisch im Glücksseminar. Meditation und Atmung hängen aber eng zusammen. Atmung gilt nicht nur seit 4.000 Jahren als Medizin, sondern ist auch glückbringend. Studien zu atemzentrierten Therapien in Deutschland zeigen, dass 40 Prozent der Versuchspersonen während des Atmens ein Mehrfaches an Endorphinen ausschütten. Außerdem zeigen Untersuchungen deutlich, dass meditierende Menschen über mehr Gelassenheit und über ein größeres Glückszentrum im Gehirn verfügen. Fakt ist aber, dass Glück ein Entwicklungsprozess ist. Nur durch Einüben von glückbringenden Gedanken und Verhaltensweisen ist eine lang andauernde Veränderung der Einstellung hin zum Glücklich sein möglich.
Gibt es Menschen, die begabter sind für Glück als andere, und was zeichnet diese genau aus?
Ja, die gibt es durchaus. Sonja Lyubomiersky, eine Glücksforscherin aus den USA, sieht sogar eine genetische Komponente des Glücks. Glückliche Menschen zeichnen sich durch Offenheit, Aufgeschlossenheit, Spontanität, Kreativität, Friedfertigkeit, Versöhnlichkeit und Hilfsbereitschaft aus. Zudem verfügen sie über eine stabile Gesundheit, atmen tiefer und schlafen besser.
Ich als Erziehungswissenschaftlerin sehe aber auch einen großen Zusammenhang zwischen einer glücklichen Kindheit und einem glücklichen Erwachsen. Menschen, die für Glück begabt sind, haben meiner Ansicht nach eine Kindheit erlebt, in der sie u. a. das Gefühl von Selbstwirksamkeit und emotionaler Sicherheit hatten.
Kann Glück auch zum Dauerzustand werden?
Jeder Mensch hat die Möglichkeit, seine Einstellung hin zum Glück dauerhaft zu verändern. Ständig gedachte positive Gedanken können zu einem Automatismus führen, der dafür förderlich ist. Die großen Glücksgefühle sind jedoch nicht im Dauerzustand zu erhalten. Wohlbefinden, Zufriedenheit und das Glück der Fülle aber sehr wohl.
Was halten Sie von Glücksbringern – kann der Glaube daran helfen?
Unser Glaube, unsere Gedanken, unsere Überzeugungen sind sehr mächtig. Schauen wir uns den Placebo-Effekt an. Allein die Überzeugung, dass eine Pille gesund macht, aktiviert die Selbstheilungskräfte. So ist es auch beim Glücksbringer. Wenn ich davon überzeugt bin, dass er mich mutiger macht, dann macht er mich auch mutig.
Kann man Glück kaufen – welche Rolle spielt Geld für das Glück?
Ich bin der festen Überzeugung, dass es einen Zusammenhang zwischen Geld und Glück gibt. Wenn man sich beispielsweise um die Existenz Gedanken machen muss, wenn das Geld kaum zum Leben reicht und man die Miete für die Wohnung nicht auftreiben kann – dann handelt es sich um eine existenzielle Bedrohung. Geld macht hier also sehr wohl glücklich. Diese sind allerdings nur die grundlegenden Bedürfnisse eines Menschen. Mehr Geld bedeutet also nicht automatisch mehr Glück und Wohlbefinden. Glück kann man sich aber durchaus kaufen, indem man die Dinge, die man sich kauft auch zu schätzen weiß, sich lange daran erfreut und dankbar dafür ist.
Was raten Sie jemandem, der zum Beispiel bei der SKL-Lotterie eine Million Euro gewonnen hat?
Ratschläge sind irgendwie auch Schläge. Daher gebe ich nur ungern solche. Jeder sollte mit seinem Geld so umgehen, wie es ihm entspricht. Ich würde aber in jedem Fall immer auch zur Achtsamkeit raten.
Gibt es Tricks und Tipps für den Alltag, um glücklicher zu sein?
Die gibt es tatsächlich: Einfach eine Liste mit Dingen, die einen glücklich machen, aufsetzen. Anschließend einmal die Woche etwas von der Liste erledigen. Vor allem sollte man die schönen Dinge um sich herum wahrnehmen. Die positivsten Ereignisse kann man sich auch aufschreiben. In jedem Fall gilt: Denken sie positiv und seien sie dankbar.